Imperial Radch 1: Die Maschinen by Ann Leckie

Imperial Radch 1: Die Maschinen by Ann Leckie

Autor:Ann Leckie [Leckie, Ann]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Trivial-SF
ISBN: 9783641145644
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2015-01-31T23:00:00+00:00


14

Eine der drei Mianaais kam überhaupt nicht auf das Var-Deck, sondern sendete den Kode für mein zentrales Zugangsdeck. Ungültiger Zugriff, dachte ich, als ich ihn empfing, aber ich hielt den Lift trotzdem auf der Ebene an und öffnete die Tür. Diese Mianaai setzte ihren Weg fort bis zu meiner Hauptkonsole, rief mit Gesten Berichte auf, überflog schnell die Logbuch-Überschriften eines Jahrhunderts. Hielt inne, runzelte die Stirn über einen Punkt auf der Liste, der aus den fünf Jahren um den letzten Besuch herum stammen musste, den ich ihr verheimlicht hatte.

Ihre anderen zwei Versionen verstauten ihr Gepäck in ihren Quartieren und begaben sich dann in den inzwischen erhellten und langsam aufgewärmten Var-Dekadenraum. Beide setzten sich an den Tisch, während die stumme valskaayanische Heilige aus farbigem Glas milde auf sie herablächelte. Ohne laut zu sprechen, forderte sie Informationen von mir an – eine wahllose Erinnerungsprobe aus dem Fünfjahreszeitraum, der ihre Aufmerksamkeit geweckt hatte, oben auf dem zentralen Zugangsdeck. Schweigend, ausdruckslos – und in gewisser Weise unwirklich, da ich nur ihre äußeren Erscheinungen sehen konnte – beobachtete sie, wie meine Erinnerungen in ihren Sichtfeldern, in ihrem Gehör abgespielt wurden. Ich begann an der Wahrheit meiner Erinnerung an diesen anderen Besuch zu zweifeln. Es schien davon keine Spur in den Informationen zu geben, auf die Anaander Mianaai zugriff, nichts außer Routineaktionen während dieser Zeitspanne.

Aber irgendetwas hatte sie auf diesen Zeitraum aufmerksam gemacht. Und irgendetwas war für diesen ungültigen Zugriff verantwortlich – ein Zugriff durch Anaander Mianaai war niemals ungültig, konnte es niemals sein. Und warum hatte ich mich einem ungültigen Zugriff geöffnet? Und als eine Anaander im Dekadenraum die Stirn runzelte und »Nein, nichts« sagte und die Herrin der Radch sich jüngeren Erinnerungen zuwandte, empfand ich ein Gefühl enormer Erleichterung.

In der Zwischenzeit widmeten sich meine Kapitänin und alle meine anderen Offizierinnen ihren alltäglichen Routineaufgaben – Ausbildung, Training, Mahlzeiten, Unterhaltungen –, ohne irgendetwas davon zu ahnen, dass sich die Herrin der Radch an Bord befand. An dem Ganzen stimmte etwas nicht.

Die Herrin der Radch beobachtete, wie meine Esk-Leutnantinnen beim Frühstück diskutierten. Dreimal. Ohne sichtliche Änderung des Gesichtsausdrucks. Eins Var servierte Tee neben dem Ellbogen der beiden identischen schwarz gekleideten Körper im Var-Dekadenraum.

»Leutnantin Awn«, sagte eine Anaander. »War sie seit dem Zwischenfall irgendwo, ohne dass du dabei warst?« Sie machte keine genaueren Angaben, welchen Zwischenfall sie meinte, aber sie konnte nur den Vorfall im Tempel der Ikkt meinen.

»Nein, sie war es nicht, Herrin«, sagte ich und benutzte Eins Vars Mund.

Auf meinem zentralen Zugangsdeck tippte die Herrin der Radch Zugangs-und Vorrangkodes ein, die ihr erlaubten, fast alles in meinem Bewusstsein zu ändern, was sie zu ändern wünschte. Ungültig, ungültig, ungültig. Ein Kode nach dem anderen. Aber jedes Mal ließ ich mein Einverständnis aufblitzen, bestätigte den Zugriff, den sie eigentlich gar nicht hatte. Ich empfand so etwas wie Übelkeit, begann zu verstehen, was geschehen sein musste, aber ich konnte auf keine Erinnerungen zugreifen, die meinen Verdacht bestätigt hätten, die die Angelegenheit für mich klar und eindeutig gemacht hätten.

»Hat sie zu irgendeinem Zeitpunkt mit irgendjemandem über diesen Zwischenfall gesprochen?«

So viel stand fest – Anaander Mianaai handelte gegen sich selbst.



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